Hüte | Mützen
Hut ist der neue Bart.
Zum essenziellen Bestandteil der Männergarderobe avanciert der Hut Ende des 19. Jahrhunderts. Und er entwickelt sich rasch zum Statussymbol. Ab den 1930ern werden die Hutformen divers und geben wortlos Aufschluss über die Klassenzugehörigkeit. Bis in die sechziger Jahre hinein ist der Hut sogar fester Bestandteil der Kleidervorschrift. Neben der Statusaufgabe dient er dem Schutz vor Nässe, Staub, Kälte und Sonne – was später, als das Auto diese Aufgaben übernimmt, flache Varianten von Mützen und Caps abdecken. Der Hut verliert an Bedeutung – individuelle Frisuren gelten als Stilausdruck. Lange Zeit bleibt ihm die Rolle als Liebhaberstück. Seitdem das Auto zur Markierung in der Gesellschaft nicht mehr ganz so taugt, kommt er wieder auf den Plan – manch einer behauptet sogar, der Hut sei der neue Bart – und ist damit eben weit mehr als ein stilvolles Accessoire. Übrigens, dass ein Hut beim Betreten des Raumes abgenommen wird, geht auf damalige Ritter zurück, die als Zeichen des Vertrauens und Respekts auch ihren Helm abnahmen.
Von Bowler bis Trilby: der richtige Hut für Ihren Kopf.
Bei der Wahl des Hutes ist das Material entscheidend. Filzhüte sind ganzjahrestauglich, im Frühjahr und Herbst sind Hüte aus Leder zu empfehlen (weil wasserabweisend und atmungsaktiv). Ideal im Sommer ist ein Strohhut, der einen kühlen Kopf bewahrt und lässig aussieht.
Die verschiedenen Hüte unterscheiden sich voneinander durch ihre Kronenform und die Breite der Krempe. Hier eine Auswahl der klassischen und damit wichtigsten Hüte:
Bowler
Ein englischer Landbesitzer verlangt bei den Hutmacherbrüdern Thomas und William Ende des 19. Jahrhunderts nach einem Hut für seine Jagdaufseher. Niedrig und stabil muss er sein, damit er beim Reiten nicht durch herabhängende Äste heruntergestoßen wird. Er soll sich vom Zylinder unterscheiden, der nach der Märzrevolution sein provokantes Image verloren hat, und dennoch stilvoller sein als der Schlapphut. Die Brüder entwickeln den Coke (zu Deutsch Melone) aus schwarzem Filz, dessen kurze Krempe mit Hilfe von Schellack die nötige Festigkeit erhält. Der Hut wird unter dem Namen Bowler ein Erfolg und ziert die Köpfe der Cowboys, britischer Staatsmänner und ist in den 1960er-Jahren bei Londons Bankangestellten eine Art Berufsbekleidung. Bis heute zitieren der wasserabweisende Wollfilz und die runde Melonenform britische Eleganz, er wird (meist von Stetson®) bevorzugt zu hochoffiziellen Anlässen getragen und zieht dabei gerne die Aufmerksamkeit auf sich. Der Bowler steht markanten Gesichtsformen besonders gut, indem seine runde Form die kantigen Konturen abmildert.
Cowboyhut
1865 entwickelt John B. Stetson den ersten Cowboyhut aus teurem Biberhaar – mittlerweile gibt es den Hut in allen erdenklichen Materialien und Preislagen (für ein Original aus Biberhaar zahlen Sie heute bis zu 2.000 US Dollar). Typisch ist seine Cattleman-Form mit hoher, eingedellter Krone und hochgebogener Krempe. Bis heute hat sich die Form des Hutes kaum verändert – zusätzlichen Charme verleihen ihm Lederband, Kordeln, Federn und Perlenschnüre.
Panamahut
Zum Bau der Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik kommen viele Ingenieure und Arbeiter aus Nordamerika an den Pananakanal. Mit einem leichten, aber lichtdichten Hut mit breiter Krempe schützen sie sich vor der gleißenden Sonne. Und auch der damalige US-Präsident trägt den Hut zur Besichtigung des Panamakanals. Vermutlich geht hierauf sein Name zurück: Panamahut. Seither ist der Hut untrennbar mit den Abenteuern des Kanals verbunden und verkörpert Aufregendes und Verruchtes. Ein Original mit unverkennbar guter Qualität wird aus dem Stroh der Panamapalme (auch Toquilastroh) gewonnen und von Hand geflochten – Sie erkennen dieses Handwerk an der geschwungenen optimo crown, die das Zusammenrollen erleichtert. Zählt als Kopfbedeckung zu einem der schönsten Sommerhüte.
Pork Pie
Mitte des 19. Jahrhunderts einigen sich die Briten, dass der Hut an ein Nationalgericht erinnere – Pork Pie, Schweinepastete. Seither trägt er diesen Namen und die typische Form: tellerförmiges Kopfteil und schmale, umgebogene Krempe. Ab den 1970ern entdecken ihn dann Musiker für sich und setzen ihn leicht schräg auf. Heute wirkt er angezogen eine Spur entspannter als ein Trilby.
Traveller
Manche nennen ihn Atlanta, andere Safari – gemeint ist immer die kantige Form mit sichtbarem Ententeich (so nennt sich die Kerbe obenauf). Charakteristisch für den Traveller ist seine breite, leicht nach unten gebogene Krempe. Kombiniert zu Mantel und gutem Wetter – verwegen, sobald Sie ihn leicht ins Gesicht ziehen. Steht besonders gut ovalen Gesichtern.
Trilby
In Großbritannien ist er zu offiziellem Termin oft zugegen: ein Filzhut mit schmaler Krempe. Seine klassische Hutform mit umgebogener verstärkter Krempe lässt den Trilby immer etwas zerknautscht wirken und in der richtigen Spur gelebt. Eine beliebte Hutform unter Künstlern – möglicherweise, weil er zum Applaus schnell mit einer Hand abnehmbar ist und einfach cool aussieht. Streckt optisch runde Gesichter und ist übrigens perfekt, wenn Sie das erste Mal einen Hut tragen wollen.
Die Hutgröße messen.
Um die optimale Hutgröße zu ermitteln, legen Sie um Ihren Hinterkopf ein Maßband passend an und führen es über den Augenbrauen zusammen. Die gemessene Zahl runden Sie dann auf die nächstgrößere Zahl auf. Möchten Sie den Hut etwas weiter oder tiefer ins Gesicht tragen, ergänzen Sie einen Zentimeter Ihrer ermittelten Messstrecke. Übrigens, bei Mey & Edlich finden Sie Hüte in den Größen von 54 bis 61.
Mit schützendem Schirm: von Army Cap bis Schiebermütze.
Die sportliche Baseballcap ist der Vorläufer der Army Cap. Und sie ist Zeugnis einer Rebellion: Statt eines Strohhutes setzen sich die Spieler eines New Yorker Baseballclubs 1849 „hemispherical hats“ auf – steife, schirmlose Kappen. Der typische Schirm (auch Brim, Bill oder Peak genannt) der sportlichen Caps kommt zum Schutz gegen tiefstehende Sonne wenig später hinzu. Im Vergleich dazu ist die Army Cap eher zylindrisch geschnitten. Bekannt wird sie unter dem Namen „Patrol Cap“, da sie flexibel genug ist, um unter einem Army-Helm getragen zu werden. Ein etwas gebauschteres Kopfteil besitzt die Ballonmütze – unter die selbst dickes Haar passt. Anfang des 20. Jahrhunderts ist sie auf den Köpfen der Arbeiterschicht groß geworden – und wird zum Symbol der Standestreue der Zeitungsjungen, Hafenarbeiter oder Schiffsbauer. In den 1950ern wechselt sich die Trägerschaft ins künstlerische Metier. Typisch ist ihr achtteiliger Schnitt, der durch einen Knopf zusammengehalten wird. Etwas flacher ist dagegen das Dach einer Schiebermütze. Ihr Name geht auf die Berliner Bezeichnung für Vorarbeiter zurück – die Schieber trugen diese Mütze, da ihr breiter Schirm sie vor Sägespänen schützte. Damals ist sie es, die dem Hut sogar den Rang abläuft – der im Auto durch den aufkommenden Fahrtwind vom Kopf fliegt. Daher auch ihr Name drivers cap – andere nennen sie Sportmütze oder Schlägermütze.
Schirmlose Mützen.
Eine Beanie ist meist schlicht und lässig, weil sie durch ihre längere Form am Hinterkopf schön einknickt. In diesem Zwischenraum wird Wärme gespeichert und abgegeben (besonders bei Beanies aus Wolle oder Kaschmir). Oder Sie tragen die Mütze mit breitem Umschlag kopfnah. Ihr Name geht auf das englische „bean“ für Bohne zurück, was umgangssprachlich so viel wie Birne bedeutet. Gedacht war sie als Arbeitermütze, weil jedes Haar unter ihr Platz fand und keines ins Gesicht rutschte. Damals hatte sie allerdings noch einen Schirm und war der Vorläufer heutiger Basecaps. Auch die Miki ist als Mütze der Hafenarbeiter bekannt geworden und heute Teil einer entspannteren Lebenseinstellung – modisch im Sommer wie Winter, typisch ist für sie der Klettverschluss, mit dem Sie die Weite der Cap regeln. Zu den Evergreens unter den Wintermützen zählt die Pudelmütze. Die Strickmütze hält Ohren und Kopf warm und zeigt angezogen, dass ihr Träger sich nicht zu ernst nimmt.