Unser Online-Shop unterstützt den Internet Explorer 11 nur noch bis zum 18.01.2022. Bitte wählen Sie einen alternativen Browser.
VERSANDKOSTENFREI* BESTELLEN. Zum Endspurt vor Weihnachten machen wir es Ihnen einfach. Nur bis 15.12.2024, 23:59 Uhr, mit dem CODE:
FREI24
Details

Teufelskerle – eine Serie über Tod und Teufel in der Mode Teil 2: Sie schockten die Welt.

Von Schock zu Show: der Unterhaltungswert des Horrors. Das Grauen kleidet Künstler, wird an ihren Körpern zum Teil einer unvergesslichen Performance oder zum Markenzeichen einer ganzen Band. Im zweiten Teil des Essays „Teufelskerle“ nimmt uns Prof. Dr. Christina Threuter mit ins Rampenlicht, um die Bedeutung der schaurigsten Kostüme großer Stars näher zu betrachten.

VORREITER UND ROCKLEGENDE ALICE COOPER (Creative Common Lizenz)

Alexander McQueen war nicht der Erste, der sich im Bereich der Mode mit Todessymboliken beschäftigte. Schon seit Ende der 1960er-Jahre war der Tod hier bereits ein immer wiederkehrendes Thema. Im Rahmen sogenannter schwarzer Stile war er seit Ende der 1960er-Jahre in Subkulturen, vor allem in verschiedenen Jugendbewegungen, präsent. Sie rebellierten gegen den bürgerlichen Mainstream und zeigten ihren provokanten Nonkonformismus durch Tabubrüche – vor allem in der Kleidung, im Schmuck und im Styling. Ab Ende der 1960er-Jahre waren die verschiedenen Genres der Rockmusik akustischer Motor dieses rebellischen Habitus in den Bereichen Hardrock und Heavy Metal und in Modestilen der 1970er-Jahre wie Punk und Wave. Insbesondere wurde der Tod zum Teil des schwarzen Schmucks in der Gothic-Szene, der schwarzromantischen Subkultur, die den direkten Todesbezug und Ästhetisierungen des Todes zelebrierte.

In Bezug auf eine Ästhetisierung des Bösen und Dämonischen im Bereich der Rockmusik hatte die britische Band Alice Cooper mit den diabolisch-monströsen Bühnenkostümen und dem Make-up ihres Frontsängers Vincent Furnier unter dem Label Schock-Rocker großen Einfluss auf spätere Rockbands. So zum Beispiel auf die in den 1970er-Jahren sehr populäre Hard-Rock-Band KISS. Ihre ikonischen Bühnenoutfits waren von dem US-amerikanischen Modedesigner Larry LeGaspi (1950 – 2001) entworfen worden, der mittlerweile unter anderem als einer der „One of the unsung heroes of fashion in the ’70s“ und in Bezug auf seine Mode als seiner Zeit weit voraus bezeichnet wird. LeGaspi entwarf für KISS die Bühnenoutfits, die einem bestimmten Image oder auch einem Charakter entsprachen, den sich jedes Bandmitglied ausgesucht hatte. Besonders der Bassist und einer der Sänger von KISS, Gene Simmons, der sich als The Demon inszenierte, trug Bühnenkostüme, in denen sich zahlreiche Anklänge an die „schwarze Kultur“ und an die christliche Bilderwelt des Teufels wiederfinden lassen. Die ästhetisierenden Verkörperungen des Diabolischen bei KISS hatten das Ziel, sich von anderen Rockbands ihrer Zeit abzuheben, zu provozieren und zu skandalisieren und nicht zuletzt für eine große öffentliche Aufmerksamkeit zu sorgen. Neben den allgemeinen Merkmalen zeichneten sich alle Kostüme, diese in Schwarz und Silber gehaltenen, mit Nieten besetzten, körperbetont eng geschnittenen Leder-, Lack- und Latex-Outfits mit überdimensional breiten Schulterpolstern, durch Stachel- bzw. Würgehalsbänder, hohe Plateauschuhe, auffällig große und zahlreiche Gürtel sowie schweren Silberschmuck aus; zusätzlich schmückten Zacken- und Sternenmotive die Outfits. Die Bandmitglieder trugen schwarze lange Haare und hatten weiß gefärbte Gesichter, aus denen tiefrote Lippen hervorstachen, sowie dem jeweiligen Bühnencharakter entsprechende Schminkmasken. Einige ihrer Kostüme waren überdies mit langen schwarzen Umhängen versehen, die an die blutrünstige Filmfigur Dracula erinnerten, die dem aus dem späten 19. Jahrhundert stammenden Schauerroman Graf Dracula des irischen Schriftstellers Bram Stoker entlehnt war. Die Bühnenshows von KISS waren dementsprechend wie Horror- bzw. Splatterfilme inszeniert. Mit dem Versprechen Hotter than Hell, dem Songtitel einer ihrer ersten Platten, wurde „Höllenangst“ zum morbid-illustren Spektakel einer Freakshow, in der Feuer und Blut eine wichtige Rolle in den Bühnenshows spielten: So gehörten Blut- und Feuerspucken zu den regelmäßigen Showeinlagen des Demons Gene Simmons.

SCHAURIGE HELDEN EINER GANZEN GENERATION: KISS (Creative Common Lizenz)

Die Kostüme Larry LeGaspis waren eine virile Gewaltfantasien beflügelnde Melange von Stilelementen, sie referierten nicht nur auf die Bilderwelt des Diabolischen und der Todessymbolik durch die Farbe Schwarz, Kruzifixanhänger oder Totenkopf-Motive etc., sondern bedienten sich auch bei vestimentären Elementen der BDSM-Fetischkleidung, adaptierten Versatzstücke von Rüstungen und Kampfgerät des mittelalterlichen Rittertums, zum Beispiel durch ledergestärkte Brustpanzer oder Metalldornen, wie sie bei mittelalterlichen Wurfwaffen wie dem Morgenstern eingesetzt wurden. Einige Kostüme zeichneten sich durch hyperbolische, mit Nieten besetzte Schamkapseln aus, die die männliche Sexualkraft beschworen. Ebenso kreierte LeGaspi Anklänge an Reptilienwesen durch Stiefel, die mit Lederschuppen besetzt waren, oder auch schwarze Federkragen, die Assoziationen an den satanischen Rabenvogel als Boten eines unheilvollen Todes hervorriefen. Alle diese Stilelemente schufen ein vestimentäres Amalgam, das an dystopisch wirkende Science-Fiction-Filmkostüme erinnerte.

In den frühen 1980er-Jahren änderten KISS ihr Image, es kamen neue Bandmitglieder, und auch neue Kostüme bzw. ein neues Styling wurde präsentiert. Schon im Verlauf der 1970er-Jahre und mit dem Aufkommen von Glam-Rock- und Glam-Metal-Bands verflachte ein Teil der ehemals provokativ-skandalisierenden Seite des rebellischen Hard-Rock-Genres. Auch KISS war jetzt nicht mehr Dressed to Kill, wie einer ihrer Songtitel proklamierte, sondern eher dressed to sell. Elemente ihrer Bühnenkostüme und Inszenierungen fanden sich in zahlreichen sehr erfolgreichen Merchandise-Produkten wieder, die das provokative Bedürfnis ihrer Fans befriedigten: Ihr dämonisches Image generierte zur Travestie bzw. zum Trash, der zum Kult erklärt wurde.

Zur Autorin:

Prof. Dr. Christina Threuter ist Professorin für Kunst-, Design- und Kulturwissenschaft im Fachbereich Gestaltung an der Hochschule Trier. Einer ihrer vielfältigen Forschungsschwerpunkte ist die visuelle und materielle Kultur vom 19. bis zum 21. Jahrhundert mit dem Fokus auf Mode, Körper und Geschlecht. Im Rahmen ihrer langjährigen Tätigkeit als Kunstwissenschaftlerin blickt Frau Prof. Dr. Threuter auf eine Vielzahl bedeutender Publikationen zurück.

Für uns setzt sie sich im Rahmen der Ausstellung „Tod und Teufel“ im Kunstpalast Düsseldorf exklusiv mit dem Spannungsfeld von Mode und Kunst auseinander. Im dreiteiligen Essay „Teufelskerle“ beleuchtet sie den Einfluss des Horrors auf die Mode als Kunstform. Dabei erzählt sie die Geschichte jener Schöpfer, deren kreative Auseinandersetzung mit dem Grauen neue Wege des Umgangs mit diesem faszinierenden Thema geschaffen hat.

: