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Neue Haltung in Neu-Delhi: KARDO.

KARDO ist auf Hindi die sehr höfliche Bitte, etwas zu tun. Der Name des 2013 gegründeten Unternehmens aus Neu-Delhi spiegelt die Haltung wider, mit der Firmenchef Rikki Kher seinen Mitarbeitern und Lieferanten begegnet. Seine Message: Es kommt nicht darauf an, wo das Kleidungsstück hergestellt wurde, sondern wer es hergestellt hat und unter welchen Bedingungen.

Die Handarbeit von KARDO. Quelle: KARDO.


Der Weg zu dieser Erkenntnis führt Kher von London nach Neu-Delhi. Der Sohn indischer Einwanderer wächst in London auf, verbringt seine Kindheit im Sari-Laden der Familie. Nach dem Studium an der New York University steigt er in die Modebranche ein. Kher reist beruflich nach Indien und ist geflasht von der Vielfalt der handwerklichen Textilien im Geburtsland seiner Eltern. Er beginnt, seine eigene Kleidung herzustellen. Freunde und Bekannte sind begeistert, fragen, ob er ihnen auch etwas nähen könne. Kher will, aber nicht unter den Bedingungen, die er bei den großen Textilindustrien gesehen hat. Sein Anspruch: dafür zu sorgen, dass die traditionellen Techniken erhalten bleiben, die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich sind und die Menschen für ihn unter fairen Bedingungen arbeiten.

Traditionell wird gefärbt und gewaschen. Quelle: KARDO

Dabei setzt KARDO auf die ONExONE-Produktion. Jedes Kleidungsstück wird von Hand zugeschnitten, von einem einzigen Schneider bis zum letzten Stich genäht und im letzten Schritt in Handarbeit fertiggestellt. Ein Etikett nennt die Namen der Menschen, die an der Produktion beteiligt waren.

Anfangs hat Rikki Kher mit dem schlechten Image, das Kleidung aus Indien anhaftet, zu kämpfen. Potenzielle Käufer wenden sich ab, wenn sie erfahren, dass seine Mode nicht aus Japan, sondern aus Neu-Delhi stammt. Aber Kher macht weiter, lässt die Qualität seiner Ware für sich sprechen.

Bei KARDO sind sämtliche Stoffe handgesponnen und -gewebt. Gefärbt werden die Hemden, Shirts, Hoodies und Hosen ausschließlich mit natürlichen Zutaten. Neben lokal angebautem Indigo sind dies unter anderem Granatapfelkerne, Holz oder Dhavadi-Blüten und Alizarin. Die Muster werden im traditionellen Blockdruck mit Holzstempeln in Handarbeit auf den Stoff gebracht.

Handgesponnen, handgestickt. Ein Blick in die KARDO-Werkstatt. Quelle: KARDO.

Ist das noch Kleidung oder schon Kunst, wenn die 70-jährige nomadische Hirtin auf der gesteppten Patchwork-Jacke eine Geschichte des ländlichen Lebens erzählt? Ist vielleicht gar nicht so wichtig. Sicher ist aber, dass die Outfits von KARDO ins Londoner East End genauso passen wie nach Neu-Delhi. Der Kreis schließt sich.

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