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Auf ein Wort mit Bianchi-Rennrad-Sammler:
Carsten Rademacher
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60 Exemplare umfasst seine Sammlung. Derzeit. Das älteste Model ist von 1925, das jüngste von 1989. Bianchi wurde 1885 gegründet und ist heute der am längsten bestehende Hersteller hochwertiger Rennräder. Uns hat Carsten Rademacher erzählt, wie er zu seiner Leidenschaft kam und was die Räder ihm bedeuten.

©Carsten Rademacher.

„Gerade in diesem Moment, in dem ich mich mit dem Thema Leidenschaft, Leidenschaft für das Radfahren und Bianchi beschäftige, schreibt mir ein Freund und Kollege nachdem er einen Blick in meinen Instagram Account geworfen hat: ‚Lieber Carsten, eine mega Performance, deine Leidenschaft für Bianchi. Auch ein Fahrrad hat eine Seele. Wir sehen uns demnächst…‘“

Angefangen hat alles vor etwa zehn Jahren; mit einem Freund Rademachers, der in seiner Jugend ambitioniert Rad gefahren ist. Er kam auf die Idee an einem historischen Rennrad-Event mitzumachen, von dem er gelesen hatte: die L’Eroica in der Toskana. Dort fahren Liebhaber von Stahlrennrädern, die vor 1987 gebaut wurden und die damals typischen Kriterien aufweisen müssen. Er organisierte ihm sein allererstes Rennrad: ein Stahlrahmen-Gazelle mondial aus Holland. „Nach meiner ersten Fahrt war ich infiziert. Ich hatte das Gefühl zu fliegen!“

Rademacher nahm an der L’Eroica teil, traf dort auf Menschen aus allen Teilen der Erde – Australien, USA , Japan. Auch viele Deutsche und natürlich Italiener – alle mit der gleichen Leidenschaft: alte, klassische Stahlrennräder.

Bis zu der Teilnahme an der L’Eroica pendelte Rademacher täglich ca. 160 km mit dem Auto zur Arbeit, hin und zurück. Seitdem ist er auf Bahn und Rad umgestiegen, um zur Arbeit zu kommen.

„Ich fing an mich mehr und mehr mit den verschiedenen Rennrad Marken und den Anbauteilen zu beschäftigen. Kaufte verschiedene Räder, überwiegend italienischer Herkunft (Gios, Masi, Colnago, Pogliaghi). Und mein erstes Bianchi. Am Hauptbahnhof Düsseldorf. Als ich dem Vorbesitzer sagte, wie gut es mir gefiel, bot er es mir zum Kauf an. Es war rund 40 Jahre in seinem Besitz, in einem schönen Zustand und mit Campagnolo ausgestattet.“ Begeistert von der Vielfalt der Bianchi-Räder – mit hochwertigen Anbauteilen und besonderen Gravuren – und von der Farbe: „Wie das Rot für einen Ferrari, so ist Celeste typisch Bianchi.“

©Carsten Rademacher.

So begann die Suche nach den hochwertigsten Rädern, die Bianchi jemals gebaut hat. Seit den 1960er Jahren heißt das Topmodell „Specialissima“. Angeregt durch Sammler und mit Hilfe einiger Experten nennt Rademacher nun eine Sammlung sein Eigen, bestehend aus ca. 60 Bianchi-Rädern. Das älteste von 1925, das jüngste von 1989, alle aus Stahl, alle in Celeste, alle handgelötet. Seine seltensten Räder wurden von legendären Rahmenbauern wie, Gilardi, Drali und Milani gebaut und in den damaligen Profi-Teams gefahren. Die Namen der ehemaligen Fahrer sind zum Teil sogar in die Sattelstützen eingraviert oder anhand der Rahmennummern zuzuordnen.

Lieber Carsten, bei uns dreht sich heute alles um das Thema Leidenschaft. „Innen muss was brennen, damit draußen etwas leuchten kann.“ Was brennt in dir?

In mir brennt schon mal grundsätzlich der Spaß am Leben und die Freude an den kleinen Dingen des Alltags. Früher hatte ich eine Passion für Fotografie. Ich war kurz davor die Zahnarztpraxis meines Vaters nicht zu übernehmen, um als Fotograf zu arbeiten. Jetzt vereine ich beides und mache „nette Bildchen“ von meinen Rädern und stelle sie bei Instagram oder Facebook ein.

Es gibt viele Menschen, die diese Leidenschaft teilen, von manchen wird sie auch belächelt. Nicht jedem in meinem Dunstkreis erschließt sich, warum so viele Räder, warum die gleiche Farbe. „It’s all about the details!“ Wenn man tiefer in die Materie eindringt, stellt man fest, es sind nicht nur Fahrräder oder Fortbewegungsmittel. Die Räder, die ich sammle sind „Kunstwerke“, Kunst auf Rädern. Handgemacht. Einige sind Profiräder, die bei der Tour de France, Giro d‘ Italia, Mailand-San Remo gefahren wurden. Ein Highlight ist das Rad mit dem der deutsche Radfahrer aller Zeiten und mehrfache Weltmeister, Rudi Altig, Mailand-San Remo gewonnen hat. Zum Niederknien!!

©Carsten Rademacher.

Und diese Räder sind weit vorne in puncto Nachhaltigkeit, CO2 Bilanz, Kulturerbe, Historie und Werterhaltung, bzw. Wertsteigerung – also auch ein gutes Investment.

Außerdem ein Fortbewegungsmittel, das wahnsinnig viel Spaß macht. Jeder, der dieses Hobby noch nicht für sich entdeckt hat, aber z.B. passionierter Skifahrer ist, kennt dieses Gefühl, an einem sonnigen Tag die frischverschneiten Pisten hinunter zu gleiten. Ein vergleichbares Gefühl habe ich beim Radfahren, direkt vor der Haustür, wann immer ich möchte!! Und das ist fast täglich.

Als Berufspendler bin ich früher die 80 km von Düsseldorf nach Iserlohn mit dem Auto gefahren. Seitdem ich das Radfahren für mich entdeckt habe – vor ca. 10 Jahren – fahre ich mit der Bahn und Teile der Strecke mit dem Rad, manchmal auch die komplette. Und nach einer Stunde auf dem Rad starte ich entspannt in den Tag.

Wie würdest du deine Begeisterung gegenüber deinen Bianchi-Rädern beschreiben? Passion oder Obsession?

Man muss aufpassen, dass aus einer Passion keine Obsession wird, die Übergänge sind fließend.

Leidenschaft ist, wenn man sich zu etwas hingezogen fühlt, mit dem man sich gerne und häufig umgibt, mit dem Hang es damit auch schon mal etwas zu übertreiben. Es ist ein Gefühl, das einfach da ist. Es gibt viele wunderschöne Dinge, insbesondere Rennräder die mir gefallen, aber bei Bianchi schlägt mein Herz schneller. So ungefähr kann man es sich vorstellen.

Im wahren Leben arbeitest du als Zahnarzt. Wie viel Leidenschaft steckt in deinem Praxis-Alltag?

Mein Beruf macht mir nach wie vor Spaß; ist ja auch eine Handwerkskunst. Insbesondere das Arbeiten mit und die Betreuung älterer Menschen gefällt mir. Ich habe meine Praxis vor einigen Jahren barrierefrei umgebaut. Ich kann sogar über eine Rampe mit dem Rad direkt in die Behandlungszimmer rollen! Und ich habe in meiner Praxis sogar ein paar Räder ausgestellt – die sorgen für reichlich Gesprächsstoff.

Gesprächsstoff gibt es auch auf deinem Instagram-Account. Wie viel Leidenschaft steckt darin?

Der Name den ich für diesen Account gewählt habe, sagt schon einiges aus: c.radelmacher_passione_celeste.

Ich heiße Rademacher. Vielleicht hatten meine Vorfahren schon etwas mit Rad und Radl zu tun. Damit wäre aber noch nicht die Leidenschaft erklärt. Diese lässt sich bekanntlich nicht vererben, erzwingen, herbeiwünschen. Sie ist plötzlich und unerwartet da.

Auf Insta haben wir gesehen, dass du immer viel mit dem Rad unterwegs bist. Wenn du morgen einen Tag frei hättest, welche Tour würdest du fahren?

Dadurch, dass ich eigentlich fast täglich das Rennrad nutze, verbringe ich einen freien Tag am liebsten mit meiner Familie.

Und wenn du einen Monat Zeit hättest? Auf welcher Route würden wir dich finden?

Es wäre ein Traum, mal 4 Wochen Zeit für eine Radtour zu haben! Dann würde ich mich direkt vor der Haustür aufs Rad setzen und in mehreren Etappen – ca. 100 bis 150 km am Tag – über die Alpen nach Italien fahren. Traumhaft! Dort ist der Ursprung meiner Leidenschaft, dort zieht es mich hin. Mindestens einmal im Jahr am 1. Oktoberwochenende bin ich in der Toskana, um an der L’Eroica teilzunehmen. Seit zehn Jahren, jedes Jahr.

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