Wenn die Rede ein Geschenk ist. Im Gespräch mit dem Trauredner Ben spricht.
Glückwunsch. Sie haben das große Los gezogen, bei einer Hochzeit eine Rede halten zu dürfen. Klingt erst mal simpel, doch das weiße Blatt Papier, vor dem Sie beim Entwerfen der Hochzeitsrede irgendwann sitzen, kann sehr lange sehr blank sein. Wir trafen einen, der es beherrscht. Ben spricht ist freier Redner und als Hochzeitsredner gefragt.
„Lieber Ben, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast. Als freier Redner begleitest du Menschen am wohl wichtigsten Tag ihres Lebens. Erzähl mal: Wie lange machst du das schon und wie kam es dazu?“
Es hat 2016 mit einem Zufall begonnen, auch wenn ich nicht wirklich an Zufälle glaube. Ich war mit einer Freundin unterwegs, wir waren Gassi mit den Hunden und dann hat sie gesagt: „Ach Mensch, Ben, du kennst doch so viele Leute. Kennst du nicht auch jemanden, der die Hochzeit meiner Tochter machen könnte?“ Und dann habe ich eher so aus Spaß gesagt: „Ich kenne niemanden, aber ich kann das gern machen.“ So ist das Ganze dann gestartet. Und schon stand ich auf der Pferderennbahn in Mannheim bei meiner ersten Hochzeit und hatte eigentlich von Tuten und Blasen keine Ahnung.
„Nun hast du dir ja schon einige Hochzeiten angesehen. Und neben Braut und Bräutigam übernimmt ja der Trauzeuge eine entscheidende Rolle. Was muss er alles genau tun?“
Ich habe da wirklich schon alles Mögliche erlebt. Was ein guter Trauzeuge machen können sollte oder darf, ist, dass er dem Brautpaar den Rücken freihält. Also die Gäste begrüßt und guckt, dass alles passt. Manchmal haben wir auch Traurituale, die Trauzeugen mit vorbereiten können, und super schön finde ich es, wenn der Trauzeuge eben dann auch noch mal Wortbeiträge dazu leistet in der Trauung. Weil, ich sage immer: Jedes Wort von einem Menschen, der das Brautpaar kennt, das hat einen ganz anderen Wert als alles, was ich sagen kann.
„Die richtigen Worte zu finden ist dein Steckenpferd. Für den Trauzeugen aber ist eine solche Rede ja häufig Neuland. Was macht für dich denn eine gute Trauzeugen-Rede aus?“
Bei einer Tischrede des Trauzeugen am Abend kann das eine oder andere ausgeplaudert werden, das vielleicht in der Trauung nichts zu suchen hat. In der Trauung selbst sollten de Wortbeiträge kurz und knapp sein. Da geht es eher darum, das Brautpaar im Herzen zu berühren. Da geht es um zwei, drei Sätze. Warum, glauben wir, seid ihr das richtige Paar? Was geben wir euch mit für eure Zukunft? Was wünschen wir euch? Was wünschen wir euch nicht? Und da gilt es, einfach das Herz sprechen zu lassen, ohne groß zu überlegen, das muss keine groß ausgearbeitete Rede sein. Und ansonsten, wenn es darum geht, eine richtige Trauzeugen-Rede vorzubereiten, da rate ich einfach auch zu kurzen, knappen Sätzen. Schauen, dass man die Sätze auch wirken lässt, indem man Pausen einbaut, witzige Anekdoten mit reinnimmt und einfach so frei Schnauze wie möglich redet. Zitiere nicht Albert Schweizer oder sonst wen, sondern sag einfach in ganz kurzen, knappen Sätzen, was dich berührt an dieser Liebesbeziehung. Und, das ist auch ’n bisschen das, was ich mir immer zu Herzen nehme: nur so lange reden, wie die Leute auch noch Lust haben, dir zuzuhören. Und an diesem Punkt, wenn es am schönsten ist, die Rede beenden.
„Aller Anfang ist schwer. Wie finde ich den perfekten Einstieg bei einer Rede?“
Ich glaube, wenn ich als Trauzeuge ausgewählt wurde, dann kenne ich die Menschen, also das Brautpaar, ja noch viel, viel, viel besser, als ich sie jemals kennen kann. Und dann finde ich es immer schön, mit einem Zitat zu beginnen, etwas, das das Brautpaar selbst gesagt hat, und nicht ein Zitat von irgendwelchen Größen.
Jede Aussage, jedes Originalzitat von dem Paar selbst ist tausendmal mehr wert, und die finden sich sofort. Die Menschen finden sich sofort in ihren eigenen Worten und finden das auch schön, wenn sie die hören. Also Menschen möchten das hören, was sie selber gesagt haben. Komisch, aber ist so. Und ein Tipp: Hört auf damit, Menschen in den schönsten Moment ihres Lebens oder in einem der schönsten Momente ihres Lebens irgendwie zu blamieren mit alten Anekdoten. Ich stelle mir immer die Frage: Ist das, was ich jetzt tue, ein Geschenk? Wenn ich das mit Ja beantworten kann, dann mach’s. Wenn du Zweifel daran hast, dann lass es.
Lieber Ben, herzlichen Dank für das Gespräch.