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Die Wiederentdeckung der Langsamkeit:
Merz b. Schwanen.

Auf einem Berliner Flohmarkt ergattern die Modedesigner Gitta und Peter Plotnicki ein Arbeiterhemd aus dem Jahre 1911. Sie sind begeistert vom Material, von den Dreieckseinsätzen unter den Armen, dem Webetikett aus feiner Viskose und der Fertigung ohne Seitennähte. Der textile Schatz stammt vom Hemdenhersteller Merz beim Schwanen. Intuitiv wissen die Plotnickis, dass sie gerade ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen. Auf der Schwäbischen Alb treffen sie Rudolf Loder, einen der letzten dort verbliebenen Textilproduzenten. Der hält eine Überraschung bereit.

In einem Raum stehen 32 original Rundwirkmaschinen. Sie sind staubbedeckt, aber funktionstüchtig. Die neueste stammt aus den 1960er-Jahren, die älteste wurde 1889 gebaut. Jede Maschine ist mit über 1.000 Nadeln bestückt. Diese sind in einem Kreis angebracht und wirken den Faden Reihe für Reihe, während er herunterspult. Ein aufwendiger Prozess voller Ruhe und Beständigkeit. Die Plotnickis beschließen, den Faden wieder aufzunehmen und der Traditionsmarke, die 2008 die Produktion eingestellt hat, neues Leben einzuhauchen. Bis die Maschinen wieder surren, dauert es ein ganzes Jahr. Die Herausforderung bis heute: Spezialisten zu finden, die sie bedienen können.

DIE RUNDWIRKMASCHINEN IN ALBSTADT. QUELLE: Merz b. Schwanen.

Die Nachkommen von Balthasar Merz sind von der Vision des Designerpaars, einen neuen und zugleich traditionell hergestellten Jersey zu fertigen, so begeistert, dass sie ihnen den Markennamen abtreten. Der Firmensitz wird nach Berlin verlegt, zum hundertjährigen Jubiläum der Marke zeigt Merz b. Schwanen 2011 die erste Kollektion auf der internationalen Modemesse „Bread & Butter“.

DIE HANDSCHRIFT VON MERZ B. SCHWANEN: Klar, zeitlos, monochrom. Quelle: Merz b. Schwanen

Die Produktion der T-Shirts, Sweatshirts, Sweatpants, Pullover und Unterwäsche ist gelebte Slow Fashion. Die Rundwirkmaschinen benötigen fast eine Stunde für den Stoff eines Shirts. Für jede Größe gibt es eine separate Maschine. Inspirieren lassen sich Gitta und Peter Plotnicki von klassischen Designs aus den 1920er- bis 1980er-Jahren.

SCHULTERBLICK VON GITTA UND PETER PLOTNICKI. Quelle: Merz b. Schwanen.

Ganz modern ist Merz b. Schwanen, wenn es um die Verantwortung für die Zukunft geht. Zum Einsatz kommen natürliche, nachhaltige und recycelte Materialien. Das zeitlose Design und die dezenten Farben machen lange Freude, auch das spart Ressourcen. Nur zwei Kollektionen präsentiert Merz b. Schwanen pro Jahr. Zum Vergleich: Bei den Fast-Fashion-Marktführern sind es bis zu 24. Auch die Arbeitsbedingungen der Menschen, die für ihr Unternehmen im Einsatz sind, haben die Plotnickis im Blick. Gefertigt wird in sozial verantwortlichen Umfeldern in Deutschland und Portugal.

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